Projekt Ostsee- Tour von Holm und Thomas als Neuauflage
Mit dem Rennrad an die See in drei Tagen
Abenteuer, Pannen, Erlebnisse, Meer

Alles begann an einem trüben Trainingstag Ende letzen Jahres, als Holm und Thomas in der Hütte vor versammelter Trainingsgruppe die Idee lüfteten, mal mit dem Rad an die Ostsee zu fahren. Da wir das ja schon in der Vergangenheit einige Male unternommen haben. Wir sind mit den Sportschülern an fünf Tagen an die See geradelt. Mit unseren Frauen haben wir es an zwei Tagen geschafft und mit den Männern haben wir es einige Male an einem Tag „Non Stopp“ bewältigt.
Jetzt soll unsere Jugend zeigen, was sie drauf hat. Der Plan ist, in drei Tagen an die See zu kommen.
Als Dankeschön, als sportliche Herausforderung, als Erlebnistour und letztendlich als Team PSV.
Tja, nun war der Gedanke ausgesprochen und sofort gab es viel darüber zu diskutieren. Wer fährt denn nun eigentlich alles mit? Mit was für Rädern fahren wir? Welche Route geht es gen Norden? Wer sind die Begleiter? Wo schlafen wir? Was ist unser Ziel an der See? Wie viel kostet so etwas? Welche Fahrzeuge fahren mit? Und, und, und. Na ja, erst mal wieder Ruhe rein kommen lassen. Und die Tage vergingen. Alle warteten auf den Winter, der dann doch fast ganz aus blieb. In dieser langen Zeit konnte aber schon mal im Hintergrund die Organisation für das vorgeplante Unternehmen beginnen.
Heini begann schon mal ein wenig zu recherchieren, da er ja vorbelastet ist und auch gerne dabei wäre. Auf jeden Fall konnte schon mal das eine oder andere Telefonat geführt werden. Obwohl einige Anlaufpunkte über Wochen gar nicht zu erreichen waren. Es ging schleppend voran. Aber unsere Idee steckte auch sehr lange nur in einer kleinen Knospe und keiner wagte eine Zeit lang, das Thema wieder anzusprechen. So stapften wir in verhältnismäßiger Ruhe durch den nicht vorhandenen Winter. Aber der angesetzte Termin war das lange Pfingstwochenende. Und dieser Termin rückt näher und
näher. Holm seine Vorstellung war, so originalgetreu wie möglich unsere Kindertour aus DDR Zeiten zu kopieren. Also, unsere alten Pfade noch einmal zu betreten/ zu befahren. Und das in drei Etappen. Also, Karte raus und her mit den Zeltplätzen für drei Etappen. Doch da war das erste Problemchen. 500 km durch drei und peng dort ist eben kein Zeltplatz, der sich speziell für unsere Tour eignet. Vor allem, wenn wir unsere Höhepunkte wie Seelower Höhen und das Schiffshebewerk Niederfinow mit einbauen wollen. Und vor allem, wir haben dieses Mal auch Mädchen mit dabei. Und die wollen auch die Ostsee erreichen. Geplant war zwei Mal Übernachtung in Zelten und dann wollten wir wieder in Kamminke auf der Insel Usedom einfliegen. Aber weder die einzelnen angepeilten Zeltplätze noch der Zeltplatz in Kamminke waren begeistert, da die Saison noch nicht richtig losgegangen ist. Und die vorgeschlagenen Kompromisse passten nicht in meinen Plan. Vor allem was dann, wenn wir im schlechten Wetter fahren müssen? Also müssen neue Überlegungen her.
Da habe ich ein paar Abende im Internet hin und her gesucht, bis ich auf einen interessanten Verein in Eisenhüttenstadt traf. FSV Dynamo Eisenhüttenstadt. Da ging mir doch gleich mein Herz auf und alte  Erinnerungen kamen auf. Das ist es! Dass muss ich irgendwie arrangieren. Mehrere Anrufe auf der im Internet angegebenen Nummer liefen ins Leere. Nicht den Mut verlieren, dachte ich. Dann der ersehnte Kontakt mit einer Frau. Ich beschrieb ihr unser Anliegen und hoffte auf ein OK. Aber leider. Eine mehr oder weniger zähe Absage. Aber das kann doch nicht sein. Dynamos helfen doch Dynamos!
Oder ist das heute nicht mehr so? Da wurde ich an den Vorstand verwiesen. Also setzte ich mich hin und verfasste ein ellenlanges Schreiben unter alten Dynamos. Warten! Nach Tagen dann die Antwort.
Ja, ihr könnt zu uns kommen. Wir bereiten alles vor. Und ihr braucht keine Zelte. Super, die erste Etappe über 180 km war gesichert. Auch bei schlechtem Wetter. Die zweite Etappe sollte in Lunow, in der Nähe vom Parsteiner See zu Ende gehen. Da ist meine Lieblingsschule aus der DDR. Das ist die herrlichste Schule, die ich je in meinem Leben kennen gelernt habe. Ein einmaliger DDR Bau mit zwei Schulhöfen, herrlichen Spielplätzen in der Nähe, einem herrlichen Schulgarten, einer schönen Turnhalle und einer herrlichen dörflichen Idylle. Ein kleines Paradies.
Mein erster Anruf in der alten Schule war niederschmetternd. Keine Schule mehr in der Schule. Andere Betreiber und eine ganz andere Verwendung. Nur noch drei Klassenzimmer von der wunderschönen Dorfschule werden momentan noch von einer Privatschule genutzt. Tja, auch hier hat die Zerstörung unseres Schulsystems von 2000- 2020, wo in Deutschland ca. 9500 Schulen geschlossen wurden, nicht halt gemacht. Aber auch hier muss was gehen. Und ich bekam einen Rückruf von einer ganz freundlichen Frau Teichert. Nachdem ich ihr kurz erklärt hatte, worum es geht, kam sofort die Zusage. Und das an diesem Abend in Lunow das Dorffest ist und wir alle dorthin eingeladen sind. Wir brauchen keine Zelte, haben Dusche und WC und schlafen in Betten. Peng, das war Nummer zwei. Liebevoll, höflich und mit der „ da geht doch immer was“ Einstellung. Das konnte nur jemand aus der guten, alten Zeit sein. Damit hatten wir weitere 140 km im Sack.
 Aber das war erst die halbe Miete. Jetzt brauchen wir noch ein Quartier auf der Insel Usedom.
Ein bezahlbares, ein von der Entfernung her machbares und unseren Anforderungen entsprechendes.
Da hatte ich die Idee mit der Berliner Sportjugend, wenn das noch existiert. Denn dort waren wir schon einige Male. Aber das ist eben auch schon ein paar Tage her. Ein paar Telefonate ins Leere. Meine Erwartungen schwanden schon. Dann, nach ein paar Tagen ein Rückruf. Ich erklärte unser Anliegen. Ein paar Sekunden Bedenkzeit und alles geht klar. Denn auch hier in diesem Lager geht die Saison  erst Mitte Mai los. Und wir sind somit erst die zweite Gruppe in diesem Jahr. Aber wir sollen uns keine Gedanken machen. Erst mal hoch kommen und dann klären wir alles vor Ort. Vertrag ist unterwegs. Das war super. Nun waren auch die letzten 180 km abgesichert. Und hier haben wir Riesen- Zelte. So verging der Monat März mit der Organisation der Quartiere. Im März setzten wir uns auch alle einmal zusammen. Wer fährt nun mit. Wer fährt, wie viele Begleitfahrzeuge und wer ist als Übungsleiter mit auf der Straße. Da waren wir bei 20 Teilnehmern. Eine ganz beachtliche Zahl. Wovon dann 16 auf der Straße fahren sollten. Unser Training wurde je nach Wetterlage immer kurzfristig bei den Teilnehmern auf Rad umgestellt. Das bedeutete, wir hatten oft zwei verschiedene Trainingsinhalte an diesem Tag. Aber irgendwie ging es dann doch. Denn wir mussten uns echt vorbereiten auf solch eine Tour, damit unsere Popos das auch aushalten. Der Monat April war noch einmal Radtraining im Schwerpunkt. Die Organisation war Ende April, Anfang Mai abgeschlossen. Jetzt war nur noch das Wetter die Unbekannte. Auch wenn der Eine oder Andere sein Auto oder sein Rad erst einen Tag vor dem Start aus der Werkstatt bekam, standen am 18.05. 2024 alle Teilnehmer pünktlich 08:00 Uhr bei Regen an der Startlinie an der Olbersdorfer Schule. Zwei Wochen schönes Wetter und heute Regen.
Die Aufregung war groß. Das Abenteuer stand unmittelbar bevor. Viele Fragen, noch keine Antworten.
Dann START.
Holm, Thomas, Daniel, Torsten, Franz, Tim, Anton, Erik, Jonas, Lucas, Bruno, Philipp, Levana und Charlotte saßen am ersten Tag im Sattel. Die Begleiter in den Autos waren Volker Sch., Joni und Elke mit V.
Man merkte, es geht bergab bis ans Meer. Denn die Fahrer machten ganz schön Druck. Unsere vorgegebenen  Zeiten hatten keinen Bestand. Sie fuhren, als wollten sie an einem Tag schon im Wasser stehen. Ohne Probleme ging es durch Görlitz nach Ludwigsdorf in Richtung Einsiedel, wo wir die erste Rast einlegten. Die Stimmung war gut, das Wetter sehr angenehm und unser Ziel noch weit. Gut gestärkt durch Elkes Verpflegung ging es nach einer ordentlichen Pause weiter gen Norden Richtung Rothenburg und Bad Muskau. Wir mussten als Erstes noch Bananen kaufen. Die wurden regelrecht gefressen. Aber heute am Samstag hatten wir noch die Gelegenheit vor dem langen Pfingstwochenende. Aber so einfach war das gar nicht. Denn durch riesige Umleitungen waren ganze Ortschaften weiträumig gesperrt. Da haben wir ganz paar Kilometer zurückgelegt, um unsere Radler wieder zu finden. Dann Mittagspause auf einer unbelebten Seitenstraße kurz hinter Forst. Pause, Essen, Hunger. Da war noch ganz schön Zug drin in der gesamten Mannschaft. Noch etwa 60 km bis zum Tagesziel. Wenn das so weiterläuft, dann sind wir wirklich weit unter dem angegebenen Zeitlimit in Eisenhüttenstadt. Aber erst mal hoch kommen. Nach einer ausgiebigen Pause setzte unser 14 Mann starkes Team seine Reise fort. Wir Begleiter wechselten uns mit dem Warten auf die Radfahrer immer wieder ab. So zogen wir systematisch die B 112 nach oben. Mulknitz, Bohrau, Briesnig, Briesen, Gastrose, Kerkwitz, so ging es Richtung ehem. Wilhelm Pieck Stadt Guben. Dann irgendwann am Kloster Neuzelle vorbei und die letzten Kilometer bis nach Eisenhüttenstadt. Dort kamen wir wirklich zu zeitig an. Das kleine Fußballstadion von Dynamo Eisenhüttenstadt war noch verschlossen. Mit 16:00 Uhr hatten wir alle Vorplanungen über den Haufen geworfen. Aber jetzt hatten auch alle die Nase voll vom Fahrrad fahren für heute. Wir mussten noch etwa eine Stunde warten. Denn der Platzwart kam mit seiner Kindermannschaft von einem Turnier. Aber uns wurde nicht unbedingt langweilig. Nach etwa 15 Minuten belebte sich der Platz um uns herum mit Kindern mit Migrationshintergrund. Aber da sie alle eine Trainingsjacke von Dynamo trugen, waren sie ja eigentlich unsere Gastgeber. Als ich dann auch mein Dynamo Zittau T-Shirt überstreifte, waren die Bande geknüpft. Jetzt verging die Zeit wie im Flug und da kam dann auch schon der Mannschaftsbus und wir konnten mit unseren Fahrzeugen ins Stadion fahren. Umziehen, Quartier machen und schon ging es für unsere Jungen zum Fußball mit den Kindern von Dynamo. Für uns war alles extra hergerichtet worden. In drei Umkleidekabinen konnten wir schlafen. Ein großer Gemeinschaftsraum wurde uns zur Verfügung gestellt, wo wir auch morgen das Frühstück einnehmen werden. Heute Abend wird gegrillt. Nach zwei Stunden Fußball, einem ergiebigen Abendbrot, einem Reisebierchen ging es in eine harte, unruhige, schlaflose, schmerzhafte und viel zu kurze Nacht. Am nächsten Morgen gab es frische Bäckersemmeln, ein Frühstücksei und frischen Kaffee. Wurde alles für uns schon vorbereitet. Das war einfach herrlich, angenehm. Und eine kleine Entschädigung für das Unternehmen „Nacht“. Packen, verabschieden, auskehren und 08:30 Uhr Abfahrt in Richtung Lunow. Dattel verlässt uns heute. Er fährt alleine zurück nach Jonsdorf. Wir sagen noch einmal Danke für seine Begleitung und Danke an Dynamo Eisenhüttenstadt, dass das alles so wunderbar geklappt hat. 
Und schon ziehen wir weiter in Richtung Norden. Heute wollen wir traditionell die Seelower Höhen und das Schiffshebewerk in Niederfinow besuchen. Für Seelow müssen wir an der Tankstelle noch einen ordentlichen Strauß Blumen organisieren. Wir verlassen nach Eisenhüttenstadt die Bundesstraße und radeln über die Dörfer auf Nebenstraßen in Richtung Seelow. Das bedeutet, etwa 50 km Landstraße. Aber damit auch weit weniger Verkehr auf der Straße. Und es ging wieder zügig voran. Zur Mittagszeit waren wir dann an der Gedenkstätte „Seelower Höhen“ mit seinem vier Meter hohem Soldatendenkmal. Jetzt standen wir an dem Ort, wo die blutigste Schlacht, die je auf Deutschem Boden stattgefunden hat, am 16. April 1945 ihren Anfang nahm. Hier standen sich etwa 1 Millionen Rotarmisten unter dem Befehlshaber Marschall Schukow und etwa120000 Deutsche Wehrmachtssoldaten der Heeresgruppe Weichsel gegenüber. Ca. 32000 Russen und etwa 12000 deutsche Soldaten verloren an den Seelower Höhen ihr Leben. Diese Schlacht bedeutete das Ende der deutschen Ostfront.
Immer, wenn ich diesen Ort besuche, erfasst mich ein Gefühl der Demut. Wie klein man hier ist als Mensch vor dem Ausmaß der Opfer, die solch ein Krieg gefordert hat. Hier wird man ganz stumm.       So etwas darf nie wieder geschehen. Wir verneigen uns als Sportler vor den Opfern aller Kriege, die uns ewig Mahnung sein müssen. Wir Sportler können unseren Sport nur im Frieden ausüben. Deshalb müssen wir alles tun, um unseren Frieden zu erhalten. (Ach, ihr Wege trostlos, endlos weit. Tag und Nacht, die Kälte gibt uns Frontgeleit. Panzer rollen. Hör die Raben schrei‘n. Sterbend liegt dein Bruder an des Weges Rain.)
Mittagspause und Verpflegung gab es dann auf dem Parkplatz vor der Gedenkstätte. Die nächsten 50 km führten uns dann Richtung Niederfinow zum Schiffshebewerk. Dieses Baudenkmal wollten wir unbedingt mitnehmen. Aber auch das Wetter wollte hier noch ein Wörtchen mitreden. Ohne große Probleme zogen wir durch den Oderbruch. Nur ein paar undurchsichtige Umleitungen trennten uns kurz vor dem Etappenschluss von der Radgruppe. Das Schiffshebewerk als mächtiges Bauwerk, ist schon von Weitem zu sehen.
Wir suchten uns einen schnellen Rastplatz, um uns zu sammeln und vielleicht einen kleinen Imbiss zu nehmen, bevor wir das Schiffshebewerk mal besuchen gehen. Doch da hatten ein kräftiger Platzregen und ein überwichtiger, angeblicher Besitzer, der uns mit Polizei und Geldstrafe und wer weiß mit was noch, drohte, etwas dagegen. Uns war auch mittlerweile der Besichtigungsgang durch den anhaltenden Regen und die dumme Anmache reichlich vergangen. Wir sattelten langsam, zogen uns noch ein paar Regensachen drüber und begaben uns nun auf unsere letzten 25 Kilometer. Etwas enttäuscht, dass wir das Schiffshebewerk nun doch nicht besichtigt hatten, zogen wir weiter in Richtung Tagesziel. Die Straßen waren nass und der Regen ließ langsam wieder nach. Richtung Oderberg gab es eine herrliche lange Abfahrt. Da wurde ganz schön Speed gegeben. Doch es ging alles gut. Am Ende stellte Lotti fest, dass es doch ganz schön glatt auf der Straße ist. Oder? Sie hatte den ersten Platten. Passierte natürlich gerade dort, wo eine lange, enge Baustelle mit Ampelregelung war. Der Schaden war schnell behoben. Dachten wir. Nachdem wir alle Fahrzeuge zusammen hatten, war der Reifen schon wieder platt. Nochmal wechseln. Ging schnell und gut. Und weiter ging die Post. Jetzt, auf den letzten 10 km lassen wir uns die Laune auch nicht mehr verderben. Wir fuhren als Versorger dann schon mal bis zum Tagesziel, der alten Lunower Schule. Da wurden wir schon erwartet. Die Einweisung ging schnell und sehr freundlich. Wir hatten richtige Betten, eine Küche, eigentlich warme Duschen und allen weiteren Luxus. Einfach herrlich, hier in meiner alten DDR Schule mit zwei grünen Schulhöfen. Wobei einer eine kleine Holzbühne und Grillstelle hatte und der andere im Sommer einen Wasserpool im Zentrum. Wir zogen uns um, gingen duschen und bezogen unser Quartier. Da wir auch heute noch etwas Zeit hatten, gehörten das Beachvolleyballfeld, der Spielplatz und das Fußballfeld dem PSV. Abendbrot gab es heute für jeden auf dem Dorffest in Lunow. Ein kleiner Spaziergang, 4 Euro Eintritt und schon war eine Bratwurst, Pommes oder ein Knoblauchbrot möglich. Gute Stimmung beim Fußballturnier. Die Langläufer versuchten sich auch auf dem Gemeinschaftsski. Jonas hatte auch als Erster die einheimischen Mädels auf der Tanzfläche. Aber Vorsicht!  Früher hätte er dafür von der Dorfjugend ordentlich paar drauf bekommen. Heute… gibt es wahrscheinlich keine Dorfjugend mehr.
Jedenfalls kamen alle mit der Dunkelheit gesund und munter wieder an der Schule an. Wir hatten dann noch bis gegen 24 Uhr ein paar herrliche Gespräche im Speiseraum. Dann waren alle müde und wir verzogen uns in unsere Bettchen, mit einem „Guts Nächtle“. Dattel hatte sich auch gemeldet. War gut zu Hause angekommen. Unwetter mit Blitz und Hagel gerade so in Bertsdorf abgewartet.
Der letzte Reisetag begann in göttlicher Ruhe und Idylle. Nur die Spatzen und die Schwalben hatten ganz schön was zu erzählen. 180 km lagen noch einmal vor uns. Packen und Frühstück in aller Ruhe. Lotti hatte schon wieder einen Platten. Schlauch Nr. 3 folgte. Wechseln und Aufpumpen und… platt.
Verdammt, was ist hier los. Vierter Schlauch und neuer Mantel. Wechseln und alles i.O. Wäre doch gelacht, wenn das nicht hinzubekommen wäre. Die Radler machen sich dann so langsam auf die Socken. Wir schließen so langsam unsere Zimmer. (Schlüssel bleiben stecken.) Räumen die letzten Sachen in unsere Autos. Bezahlt haben wir schon. Dann schaue ich mit etwas Wehmut noch mal auf meine Lieblingsschule, atme noch mal tief durch, lass die Außentür der Schule zufallen und starte unser Auto Richtung Parstein. Vorbei an der Biotonne und dem Hühnerhof, verlassen wir das Schulgebäude.
Anruf von Holm! Volker, keine Panik, wir haben einen, den ersten Sturz, Unfall. Erik hat sich das Schlüsselbein gebrochen. Ok, wir sind in einer Minute da. Da waren sie wie weggeblasen, die schweren Gedanken. Die Gegenwart, das reelle Leben hatte uns wieder ein. Wir waren keine drei Minuten gefahren. Da war unser kleiner Auffahrunfall. Erik saß am Boden und hielt sich seinen rechten Arm, wo oben ein Stück Knochen hervorragte. Erst sah es aus wie ausgekugelt. Aber da würde nicht so ein Knochen vorstehen. Da wäre eine saubere Linie nach unten, wo einfach der Arm unterhalb der Schulter hing. Wie gebrochen sieht das auch nicht aus. Egal, wir können nicht rein schauen. Also SMH oder wir fahren am besten gleich selbst ins Krankenhaus. Schnell im Nachbargrundstück gefragt. Schwedt ist die beste Option von hier. Also, Arm etwas ruhig gestellt, Erik ins große Auto gesetzt und schon bewegte sich Joni Richtung Krankenhaus. Anton hatte sich beim Sturz ziemliche Abschürfungen zugezogen. Da kam Desinfizierungsspray drauf. Anton, der harte Kerl, biss die Zähne zusammen und konnte weiter fahren. Sch… Jetzt saß allen erst einmal der Schock in den Gliedern. Und was wird mit Erik. Schleppend ging es dann weiter. Wir mussten uns auch erst mal sammeln. Alle Wechselsachen waren bei Joni. Alle Reservegetränke waren bei Joni. Wir hatten aber noch das Werkzeug und Ersatzteile und die Tagesverpflegung. So langsam fuhren wir uns wieder ein. Bei jedem Sichtkontakt gab es Neuigkeiten von unserem Krankentransport. Erik geht es gut, hat nur geringe Schmerzen, erreicht das Krankenhaus, wird geröntgt, nichts gebrochen und ausgekugelt, nur Bänderriss. Kontakt mit Eltern aufgenommen, Joni fährt Richtung Dresden, Übergabe Patient auf Autobahn. Einlieferung in der Uniklinik in Dresden für OP. Joni kommt nach. Unser Ritt ging in dieser Zeit natürlich weiter gen Norden. Greifenberg, Angermünde, Gramzow, Prenzlau, Pasewalk. Levana steigt aus. Bis hier her und jetzt erst mal Pause. Rad ins Auto und weiter. Die Truppe rollte ganz gut. Obwohl uns von der Insel 1000de Autos entgegen kamen. Das war nicht nur nervig, sondern auch gefährlich. Denn da gab es die eine oder andere Nase, die uns auch noch überholen wollte. Und das war mehr wie gefährlich. Wir zögerten die Mittagsrast heraus. Ortschaft für Ortschaft ging es Richtung Küste. Ein starkes Gewitter verfolgte uns schon eine ganze Weile. Die Radführer riefen uns Anklam zu. Na, das wäre ja schon weit über der Hälfte an diesem Tag. Eine Verpflegung und Rast war bei diesem Verkehr gar nicht mehr möglich. Wir suchten in Anklam nach einer geeigneten Unterstellmöglichkeit zum Rasten und gegen den drohenden Gewitterguss. Aber wir fanden nichts. Volker Sch.hatte nach Anklam in Murchin eine super Hütte gefunden. Aber Lotti war am Ende. Anklam und Mittag und fertig. Ok, die Radler hatten auch eine sehr gute Stelle zum Rasten gefunden. Pause und wir kommen zurück. Endlich Essen, Trinken und Ruhe. Was macht Erik? Wir stärkten uns und warteten nun eigentlich auf das Gewitter. Doch das zog wieder Richtung Süden und wir hatten Glück und blieben alle trocken. Nach einer ergiebigen Pause war die Moral wieder etwas gestiegen. Die letzten reichlich 50 Kilometer lagen noch vor uns. Aber die ersten Möwen waren schon zu sehen. Auf geht’s! War unser Schlachtruf. Volle Konzentration. Der Rückreiseverkehr von der Insel war abartig auf der einen Inselstraße aus Richtung Usedom. Dann Usedom, Brücke, Insel, Achterwasser. Das setzte noch einmal Kräfte frei. Die Radführer entschlossen sich, den Inselradweg zu benutzen. Damit fuhr es sich um ein Vielfaches sicherer. So kamen wir von hinten, über fast Kamminke, über unsere Rollerstrecke, nach Zirchow. Dann weiter über Korswandt nach Ahlbeck. Wir waren schon vorgefahren und hatten unsere Unterkünfte in Empfang genommen. Unsere Schnitten waren geschmiert. Jetzt warteten wir auf Joni, der alles weitere wie Getränke und Grillzeug, sowie Wechselsachen im Auto hatte. Unsere Radler erreichten 18.30 Uhr das Lager der Berliner Sportjugend. Joni kam etwa 45 Minuten später. Damit begann dann die Vorbereitung für das wohl verdiente Abendbrot und den danach ersehnten Strandgang. Das Meer hörte man laut durch den Baumgürtel rauschen. Denn es blies ein starker Wind und der Strand war nur eine Minute Gehweg entfernt. Die Härtesten ließen es sich nicht nehmen, nach vollbrachter Radtour eine Abkühlung in der Ostsee (13 Grad) zu genießen. Auch Elke war schon im Wasser. Ich zog mir eine Jacke drüber und pilgerte noch mal an die See. Ja, wir waren wieder da. Es sind schon ein paar Jahre her. Aber die Wellen sind noch die Selben. Und auch der Sand ist noch der Gleiche. Nur wir haben uns verändert. Es ist schön, das alles wieder zu sehen. Und unsere Jugend kann sich jetzt richtig entspannen. Sie haben es sich verdient. Schade, das Erik ausgefallen ist. Denn er hat sich auch schon drauf gefreut. Und wir vermissen ihn. Aber wir haben gesagt, vielleicht starten wir nächstes Jahr noch einmal eine Tour für ihn. Mit dem Mountainbike auf dem Oder- Neiße Radweg. Ein neues Projekt, wir werden sehen.
Nach dem Strand ging es Zelte einräumen, mit dem Rad zu den Seebrücken und gemeinsam noch etwas zusammensitzen in unserem separaten Zimmer. Die erste Nacht mit Sonnenuntergang, viel Sturm und für die Frühaufsteher mit Sonnenaufgang am Strand. Dann Frühstück um 8 Uhr, frische Semmeln, Wurst und Allerlei. Sport und Spiel, Besuch von Ahlbeck, Anton und Bruno nach Anklam schaffen, dann Mittag mit Schnitzel. Am Nachmittag Fahrt nach Peenemünde. Abendbrot und dann Sonnenuntergang am Strand. Gemütliches Beisammensein in unserem Zimmer. Für die Verwegensten  gab es dann die Abschlussnacht am Strand. (Charlotte, Philipp, Jonas u. Holm)
Das Frühstück als Henkersmahlzeit, ein letztes Tischvolleyball mit Volker und Franz gegen Tim und Lukas zum 1:1. Letztes Packen und Verabschieden und der erste Bus ging auf Reisen in Richtung Heimat. Die Gruppe von Holm und Volker zog noch mal an den Strand. Wasserkontakt, Kleckerburg und ein letzter Blick auf die See. Abreise in Richtung Sachsen mit einer Handvoll Seesand im Kofferraum für unser Volleyballfeld.
Es gäbe noch viel zu berichten. Aber die Erlebnisse werden erst zu Hause so richtig wach. Wie zum Beispiel, dass die geschmierten Schnitten vom Sonntag, die ich eigentlich den Hühnern mitnehmen wollte, mit einem Heißhunger gegessen wurden, weil die Verpflegungsbeutel bei Joni im Bus waren.
Die Rückreise verlief wie am Schnürchen. Wir trafen uns an der Hütte zum Auspacken. Joni hatte den großen Bus schon sauber, als wir ankamen. Ich sage noch einmal Danke an alle Helfer und Mitfahrer. Ohne diese Unterstützung wäre solch ein Unternehmen nicht möglich gewesen. Ein Danke an Marcel, der uns den großen Bus zur Verfügung gestellt hat. Ein Danke an Dynamo Eisenhüttenstadt und an die Schule in Lunow, wo wir unsere müden Häupter zur „Ruhe“ betten konnten. Und ein Danke an das Jugendcamp von der Sportjugend Berlin in Ahlbeck für die herrlichen Stunden an der Ostsee.

V.H.                                                      Mai 2024

Bilder (Video am Ende der Bildergalerie)

PSV Zittau e.V. Abteilung Ski