Übungsleiterweiterbildung auf dem Kottmar
-vor 60 Jahren begann ich hier mein skisportliches Leben

Aller zwei bis drei Jahren muss jeder Übungsleiter zur Weiterbildung. Da ich nun schon 50 Jahre Übungsleiter/ Kampfrichter und zwischenzeitlich auch 10 Jahre als Leistungssporttrainer gearbeitet habe, sind in dieser Zeit schon einige Weiterbildungen von mir besucht und an mir vorüber gegangen.
Und langsam ist es auch lächerlich, dass ich als Vorstandsmitglied, Abteilungsleiter, Übungsleiter und Kampfrichter immer noch wie ein kleiner Junge an solchen Veranstaltungen teilnehmen muss. Ich habe mit Sicherheit mehr Schulungen in meinem Leben durchlaufen, als
 unsere Spitzenpolitiker im Bundestag. Und es macht mittlerweile auch gar keinen Sinn mehr. Denn wir haben in den letzten 50 Jahren und auch schon davor immer wieder auf die gleiche Art und Weise sportliche Spitzenwerte durch systematisches Training erzielt, genau wie heute. An einem langfristigen, kontinuierlichen Leistungsaufbau im Vereinssport hat sich nichts geändert. Wie auch. Denn der menschliche Körper ändert sich ja auch nicht. Und die kleinen wissenschaftlichen Feinheiten der letzten Jahre kann man mal gehört haben, treffen aber in unserem Bereich kaum zu.  In meiner langjährigen Tätigkeit im Sport war ich Trainer und selbst Aus- und Fortbilder von zahlreichen Übungsleitern. Und jetzt muss ich zur Fortbildung bei Sportlern, die ich selbst trainiert habe. Das ist schon schizophren, oder!? Welche „Spitzenkräfte“ in den Sportverbänden lassen sich nur immer wieder solche geistigen Ergüsse einfallen. Man sollte auch darüber nachdenken, ob es notwendig ist, aller zwei Jahre eine Weiterbildung besuchen zu müssen. Ich denke, ein Zyklus von 5 Jahren mit einem Tag Ausbildung würde auch ausreichen. Geht es denn hier wirklich um Fortbildung oder geht es dabei wieder nur ums Geld?
Wir Übungsleiter betreiben unsere Tätigkeit überwiegend alle im Ehrenamt. Unsere 300 bis 500 geleisteten Stunden verbringen wir in erster Linie mit unseren Vereinskameraden in gemeinsamer Freude an der gemeinsamen Sache. Da steht Leistungsaufbau noch gar nicht im Vordergrund.
So waren am letzten Wochenende zehn unserer Übungsleiter am Kottmar und wurden geschult. Seit vielen Jahren(8) endlich wieder mal eine Weiterbildung hier in unserer Region. Obwohl wir hier in Sohland, am Kottmar oder in Jonsdorf gleichwertige Bedingungen vorfinden, wie in der Ferne. Wir konnten deshalb leider an diesem Wochenende nicht an den Kreis Kinder- und Jugendspielen im Cross in Spitzkunnersdorf teilnehmen. Ja, Fortbildung ist wichtiger, als aktuelle Vereinsarbeit. Es darf dabei auch gar kein Tag gefehlt werden, weil es hier um existenzielle und Überlebensnotwendigkeiten geht… Obwohl alle unserer Übungsleiter ihren Übungsleiterschein schon über 30 Jahre besitzen.
Was haben wir gemacht? Viel aktiven Sport. Eigentlich viel zu viel für ü 50 und ü 60. Skigang, Nordic Walking, Schrittsprungvarianten, Skirunning, Staffelspiele, Koordinationsspiele. Damit waren Ausfälle vorprogrammiert. Theoretischer Unterricht über die Methoden in der Ausdauerentwicklung. Ok, als Auffrischung von dem, was man in der Grundausbildung mal gelernt hat, gut. Aber das sind nicht die wirklich wichtigen Probleme, die uns derzeit als Übungsleiter beschäftigen. Weil ich im Ausdauertraining im Vereinssport eigentlich gar keine Fehler machen kann. Uns werden Kenntnisse vermittelt, die uns im Vereinstraining gar nicht berühren. In den Ausbildungsstunden wird uns eine Idealsituation übergestülpt, die wir in den Vereinen gar nicht vorfinden. Unser Vereinssportleben sieht eigentlich ganz anders aus. Wir haben keinen Auftrag. Wir entwickeln keine Spitzensportler. Das ist gar nicht unsere Aufgabe in unseren Vereinen. Denn da regeln unsere Satzungen unser Handeln. Wenn das anders sein soll, weil man sich das im Verband so wünscht, dann sollte man ganz andere politische Voraussetzungen dafür schaffen. Wir im Verein treiben Sport zum reinen Selbstzweck. Wir schaffen Lebensfreude durch gesunde sportliche Bewegung in der Gemeinschaft. Wir wollen mit unserem Nachwuchs und unserem Gemeinschaftssinn unseren Verein erhalten. Und ab und zu wollen wir uns bei den verschiedensten Wettkämpfen, die es gibt, mit anderen Vereinen messen und Medaille, Pokale und Preise gewinnen. Das ist unser Vereinssinn und sonst nichts. Denn von gezielter Kaderentwicklung und Delegierungen an Sportsonderschulen (KJS) hat der Verein nichts.
Wenn der Verband oder der Staat mehr will, dann bitte, soll er die dementsprechenden Bedingungen schaffen. Dieses Spitzenmodell von Nachwuchssport, dass hatten wir bereits schon einmal in der DDR. Aber davon sind wir mittlerweile Jahrhunderte entfernt, so wie von einem Bockwurstpreis von 85 Pfennig (Ostmark). Wenn wir zum systematischen Nachwuchsleistungssport zurückkehren wollen, dann sollten wir das konkret durch Investitionen und Taten tun. Und nicht nur davon träumen und schwatzen.
Was ist die Übungsleiter wichtiger in einer Weiterbildung, als 7km Nordic Walking mit verschiedenen Bewegungsformen über zwei Stunden Belastung.

Der Übungsleiter sollte über Kenntnisse im Versicherungsschutz verfügen. Er sollte die Gesetzlichkeiten seiner besonderen Fürsorgepflicht kennen. Er sollte geschult werden, wie er sich verhalten muss bei speziellen Hilfestellungen beim Turnen oder bei Sprüngen. Was sind die
1. Hilfemaßnahmen bei den verschiedenen Sportverletzungen. Welche Möglichkeiten stehen dem ÜL im Verein zur Verfügung. Wer hat welche Verantwortlichkeiten. Welche Versicherungen schützen uns als ÜL und den Sportler. Wie und wann kann ich als ÜL haftbar gemacht werden. Themen über Trainingshäufigkeit, Zusammensetzung der Trainingsgruppen, altersspezifische Unterschiede und Besonderheiten, Sportspiele, Dehnung und Prophylaxe, Trainingsorganisation, Freistellungen, finanzielle Unterstützung, Förderungen, Lizenzen. Und da gibt es noch viel mehr, worüber die ÜL keine oder nur sehr wenig Kenntnis besitzen. Also, Weiterbildungsinhalte für meine nächsten 50 Jahre hätte ich genug.
Ich bedanke mich dennoch ganz herzlich bei unseren beiden Ausbildern, die sich sehr viel Mühe gegeben haben, uns ihren Stoff sehr praktisch, anschaulich zu vermitteln. Denn auch das ist keine Selbstverständlichkeit mehr, sich im Ehrenamt zu engagieren und unsere alten Knochen zu bewegen. Danke auch an den Skiclub am Kottmar für die Bereitstellung ihrer Sportstätte und der freundlichen Betreuung. Ich hoffe, wir haben alle unser Ziel erreicht und bekommen für die nächsten zwei Jahre unsere Lizenzverlängerung. Aber auch da sehe ich schon wieder schwarz. Denn unsere engstirnige, deutsche Bürokratie wirft schon die nächsten Schwierigkeiten voraus. Unterschiedliche Verbände, unterschiedliche Richtlinien und auf gar keinen Fall mehr im Sinne des Klienten. Solch ein Lizenzerhalt wird dermaßen verkompliziert, dass viele Übungsleiter davon Abstand nehmen. Schaden tut man damit nachhaltig nur die Vereine und die Sportentwicklung selbst.

Ski Heil   

Volker Heinrich                                                                                                      Juni 2025

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