Lesermeinung zum SZ- Kommentar von Uwe Wichler  "Notwendige Kurskorrektur"

Was ich bei den Zeitungsleuten immer nicht verstehe ist, wenn sie schon mal an irgendeiner Sache vorsichtig Kritik üben wollen, dass sie sich nicht getrauen, mal klar und deutlich ihre Meinung zu sagen.
In diesem Kommentar vom 23.Februar hat Uwe Wichler in einigen Aspekten ein paar Probleme im deutschen Skilanglauf angetippt.
Aber das trifft bei weitem nicht den Nagel auf den Kopf.
Ich will mit meiner Meinung in keiner Weise die sportlichen Erfolge unserer Wintersportler, die jetzt um Medaillen und hervorragende Plätze bei den Weltmeisterschaften gekämpft haben, schmälern.
Aber bleiben wir doch mal mit der Kirche im Dorf. Wir stehen in diesem Winter eine Saison nach den letzten Olympischen Spielen, die für unsere Nation im Medaillenspiegel eines der schlechtesten Resultate aller Zeiten offenbarte.
Das war keine Werbung und Repräsentation für Deutschland, als eines der reichsten Länder der Welt. Das war eine klare Niederlage. Und abgerechnet im Leistungssport wird nun mal nur zu Olympia. Kurz nach den Spielen hat man ein paar Töne von Kritik gehört und man müsse darüber nachdenken, was zu verändern.
Das war es aber auch schon. Was ist seit dem passiert? Rein gar nichts! Wo sind die Millionen Euro hingegangen, die man nach dem enttäuschenden Olympiaergebnis zur Förderung in den Leistungssport stecken wollte?
Ein Jahr nach Olympia, wo viele Nationen durchschnaufen, Kräfte neu mobilisieren, neue Mannschaften für die nächste Spiele aufbauen, bewerten wir unsere Erfolge in unseren eigentlichen Paradedisziplinen völlig über. Damit kann man von der letzten Olympiapleite ganz schnell ablenken. Ich will erst mal sehen, wer von den jetzt umjubelten Athleten bei den nächsten Spielen noch um Olympisches Edelmetall kämpfen wird.
Herr Wichler schreibt: "Trotz aller ehrenwerter Bemühungen der Akteure des DSV…"
Ja welche meint er da wohl?
Dass die Grundlagen für ein dauerhaftes hohes internationales sportliches Niveau bereits im Kinderalter gelegt werden, hat man in diesem politischen System vergessen. Wenn wir schon so borniert sind und uns das ehemalige DDR Leistungssportsystem der ersten Förderstufe nicht als Vorbild nehmen können, dann könnten wir es wenigstens von den Skandinaviern übernehmen, die allerdings auch, wie viel andere Nationen, das Nachwuchsprogramm der DDR kopiert haben, dass das Beste war, was es bisher gab.
Es stimmt auch nicht, wenn Herr Wichler schreibt, dass viele Talente dem Leistungssport den Rücken zu kehren, weil sie keine Lust mehr haben. Das ist falsch. Es gehen unserem Leistungssport seit Jahren viele gute und einmalige Talente verloren, weil ganz einfach unser Fördersystem im Kinderbereich überhaupt nicht mehr stimmt. Wo sind für unsere Talente die Anreize, sich einer leistungssportlichen Karriere auf Jahre hin zu verschreiben? Was erhalten die Vereine und deren ehrenamtlichen Übungsleiter für ihre enormen Aufwendungen? Jegliche Förderungen sind in den letzten Jahren vollkommen eingestellt worden.
Leistungssport im Kinderbereich ist für viele junge Sportler und ihre Eltern überhaupt nicht mehr zu finanzieren. Leistungssport  ist zu einem Luxusobjekt geworden, den sich nur noch Privilegierte leisten können. (Wollte man das nicht vor Jahren abschaffen?)  Vor allem, wenn es darum geht, an eine Sonderschule des Sportes zu wechseln, erschöpfen sich die finanziellen Möglichkeiten vieler Eltern. Oder man hat Glück, in der Nähe einer solchen Sonderschule wohnhaft zu sein.
Deshalb wird man Generationen wie Sommerfeld, Bauer und Nystad nicht mehr finden.
Das lächerlichste dabei sind neue Programme, die man immer wieder und wieder wissenschaftlich entwickelt. Schade um diese Zeit und das viele Geld, was dabei verloren geht. Das ist pure Verschwendung. Diese Mittel gehören in die Sportvereine, wo sich die erfahrenen Übungsleiter um die Ausbildung der kleinsten Skitalente kümmern müssen, damit in einigen Jahren die guten Grundlagen auch Früchte tragen können. Wintersportler, die für ihre Sportart brennen, entwickelt man nicht in irgendwelchen VSA Programmen. Skisporttalente werden auf dem Abfahrtshügel hinter der Vereinshütte geboren. Und dort beginnt auch schon die Spezialisierung.
Aber nur die befähigten Übungsleiter haben dafür ein Auge und ein Gespür. Da aber auch diese nur handverlesen sind und die letzten Jahre stiefmütterlichst vernachlässigt wurden, wird es immer schwieriger Nachwuchstalente zu sichten und zu entwickeln.
 Aber wir haben ja zum Glück das Innenministerium und Institute für Trainingswissenschaften und den Landesskiverband, die mit Programmen wie "Gemeinsam an die Skispitze" wissen, wie es geht…

 

Ski Heil 
V. Heinrich
Leiter Trainingszentrum Ski in Jonsdorf

 

Polizeisportverein Zittau e.V. Abteilung Ski